Wann wird Artenvielfalt endlich zum politischen Thema in der Gemeinde Ascheberg?

Artensterben sollte eigentlich ein TOP der BPUA-Sitzung, Gemeinde Ascheberg am 1. Februar 2018 sein.
Dies hätte Not getan, denn das Artensterben bedroht die Zukunft der Gemeinden im Münsterland noch mehr als es das Klimasterben tut.

Die im PLOS-one-Journal veröffentlichte Studie (Caspar A. Hallmann et al., 2017: More than 75 percent decline over 27 years in total flying insect biomass in protected areas) alamierte Ludger Wobbe und seine hiesige CDU. Die Studie analysierte den Insektenbestand an verschiedenen Standorten in geschützten Lebensräumen. Darunter befanden sich 63 Analysen aus drei deutschen Bundesländern, u.a. auch NRW.
Die Autoren der Studie legen nahe, dass die industrielle Landwirtschaft mit ihrem Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln sowie einer ganzjährigen Bewirtschaftung der Standorte die zentrale Rolle in diesem massiven Rückgang der Artenvielfalt spielt, da es sich bei 94% der Standorte um Insellagen in einem Meer landwirtschaftlichen Anbaus handelt.
Rachel Carson hatte diesen Vorgang für die USA in ihrer populärwissenschaftlichen Abhandlung „Silent Spring“ bereits dargelegt. Nun also auch Europa …!

Frau Schulze-Föcking lag auf dem Coesfelder Bauerntag im Januar 2018 mit ihrem Anliegen, dass um den Erhalt der Artenvielfalt auch mal um die Bewohner Gemeinden und Städte zu kümmern müssten, und nicht nur immer um die Landwirte, absolut richtig:
der Artenvielfalt wäre weitaus am meisten gedient, wenn ab Morgen alle diese Mitmenschen bei ihrem Einkauf nur noch Lebensmittel aus nachhaltigem kontrollierten Landbau nachfragen würden.
Mit dieser von Einigen als provozierend empfundenen Aussage stehe ich übrigens in einer Reihe mit dem NABU, dem BUND, dem WWF
…. und last but not least Papst Franziskus!
In seiner Enzyklika Laudato Si vom Mai 2015 betont er, dass der umweltschonenden kleinbäuerlichen Landwirtschaft die Zukunft gehört.
Die kleinbäuerliche Landwirtschaft ernährt den Großteil der Weltbevölkerung! Mit 20% der Weltagrarfläche ernähren sie 2/3 der Weltbevölkerung. So versorgt beispielweise der Kleinbauer aus den Schwimmenden Gärten in Mexico, bei gleicher Fläche, mehr als 50 mal so viele Menschen wie der mit „modernsten Techniken“ wirtschaftende Landwirt aus dem Münsterland
(siehe hierzu Scheub et al. 2013, Terra Preta. sowie BMEL 2015, Agrarpolitischer Bericht der Bundesregierung).

Warum denn das?

Nun in seinem Anbausystem mit einer Unzahl von Kulturpflanzen (multiple cropping) befinden sich eine Unzahl von Habitaten, welche eine große Artenvielfalt beheimaten. Die verschiedenen Kulturpflanzen steigern bei angepasster Kombination ihre gegenseitigen Erträge und stärken ihren Bestand. Das Ergebnis übersteigt die Summe der Einzelkulturen. Demgegenüber müssen Monokulturen aufwendig durch chemische Hilfsmittel in ihren Erträgen gefördert werden. Diese Hilfsmittel wiederum schädigen die Artenvielfalt.
Das hat Papst Franziskus als eine Demut vor der Schöpfung und seiner Vielfalt betont.
Der Papst und seine göttliche Botschaft sind also auch eine echte Hoffnung für die Artenvielfalt. Und dies hoffentlich auch im Münsterland, und in Ascheberg.

Und wann wird dieses Thema endlich auch im BPUA-Ascheberg nachgeholt?
Den Katholiken im Gemeinderat sollte es eigentlich unter den Nägeln brennen ….

Abschließend sei hier noch die Deutsche Bischofskonferenz zitiert (aus Neuorientierung für eine nachhaltige Landwirtschaft):

Nachhaltige Landbewirtschaftung heißt konkret:
Die natürlichen Ressourcen und ihre Funktionsfähigkeit sollen dauerhaft für heutige und nachfolgende Generationen erhalten werden. Das bedeutet insbesondere, dass die Bodenfruchtbarkeit und die biologische Vielfalt erhalten bzw. verbessert, bereits eingetretene Schädigungen aufgearbeitet und nach Möglichkeit rückgängig gemacht werden müssen. Hier werden Zielkonflikte offensichtlich, die von allen Seiten die Bereitschaft zu Kompromissen sowie zur echten Auseinandersetzung mit den Erfordernissen der Nachhaltigkeit und ihre Anwendung verlangen. Diese ist auf Vernetzungen und Synergien zwischen ökonomischen, ökologischen und sozialen Notwendigkeiten sowie auf globale und intergenerative Gerechtigkeit angelegt. So macht eine wirksame Bekämpfung der Armut für die 800 Millionen hungernden Menschen auf der Erde eine tiefgreifende Reform der globalen – wie ebenso auch unserer nationalen Agrarpolitik unumgänglich.

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